Gemeinsam machen Reiner Hoffmann, DGB-Vorsitzender, die
Dortmunder DGB-Vorsitzende Jutta Reiter und die SPD-Bundestagsabgeordnete
Sabine Poschmann mobil gegen die von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek
(CDU) ins Gespräch gebrachte Mindestausbildungsvergütung von monatlich 504 Euro
im ersten Ausbildungsjahr. Poschmann reagiert mit Kopfschütteln darauf. Das reicht
hinten und vorne nicht, kritisiert die stellvertretende wirtschaftspolitische
Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Die Attraktivität einer Ausbildung hänge
neben bestimmten Rahmenbedingungen wie Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten
auch von einer angemessenen Entlohnung ab. Es sei kein Zufall, dass die
Abbrecherquote in einigen Branchen bis zu 50 Prozent und mehr betrage, so
Poschmann.
Ein Konditor in Dortmund erhalte im ersten
Ausbildungsjahr monatlich um die 450 Euro, ein Fotograf sogar nur rund 350 Euro.
Mit solchen Vergütungen fällt es schwer, junge Menschen für einen Beruf zu
begeistern und sie zu guten sowie motivierten Fachkräften auszubilden, gibt
die Abgeordnete zu bedenken.
Wer über Fachkräftemangel klagt und sich darüber aufregt,
dass junge Leute heute nach der Klasse 10 weiter zu Schule gehen, der sollte
sich bei der Bezahlung nicht zieren, so Jutta Reiter. Wenn wir duale
Berufsausbildung attraktiv halten wollen, ist die Bezahlung ein wichtiger
Punkt.
Die SPD favorisiere das DGB-Modell, das sich jährlich am
Tarifdurchschnitt anlehne und zurzeit eine einheitliche Vergütung von 635
Euro/Monat im ersten Ausbildungsjahr vorsehe. Davon könnten auf einen Schlag
160.000 und damit 12 Prozent aller bundesweit 1,34 Millionen Azubis profitieren.
Das ist dringend notwendig, betont Poschmann. Der
Vorschlag der Bundesbildungsministerin sei schon deshalb wenig hilfreich, weil
er sich am Schüler-Bafög orientiere. Im Gegensatz zum Schüler-Bafög fallen bei
der Ausbildungsvergütung aber Steuern und Sozialabgaben an, erläutert Poschmann.
Damit würde ein Auszubildender trotz ähnlich hoher Beträge am Ende des Tages
weniger Geld als ein Schüler haben. Das ist nicht nur ungerecht, sondern
widerspricht auch unserem Gedanken, dass berufliche und akademische Ausbildung
den gleichen Stellenwert haben müssen.